Mythos Ver-männlichung

caster semenya

Liebe Caster,

Es freut uns zu hören, dass Du nicht mal mehr zwei Minuten brauchst um 800 Meter zu laufen. Vielleicht hättest Du jedoch nicht gleich zwei Sekunden schneller als Deine Konkurrentinnen sein müssen, hätte nicht eine Sekunde gereicht? Ihr rückt den Männern (gerade im Laufen doch zusehends auf die Pelle) Das ist bedrohlich für eine Sportwelt, die Leistungen nach Geschlecht beurteilt. Das macht den Organisationen schon Angst, wenn da so ein Wirbelwind wie Du dahergerannt kommt, der partout nicht in die Vorstellung einer weiblichen Läuferin passen will.
Überlegen wir mal, was wäre passiert, wenn Usain Bolt statt einen Rekord nach dem anderen zu laufen, plötzlich langsamer gewesen wäre, ein bißchen breiter um die Hüften und vielleicht sogar ein bißchen Brustansatz. Natürlich man hätte sich über die Ernährungsgewohnheiten oder eine plötzliche Medikamenten (doping?) Umstellung des Läufers gewundert, man hätte leise gelacht über seine “weibliche” Erscheinung und vielleicht hätte sich der eine oder andere Amerikaner ins Sprinterbein gepinkelt vor Freude (Tyson Gay), aber sicherlich hätte man seine Ver-weiblichung nicht als Bedrohung empfunden.

Ver-weiblichung ist ja in der Sportler Rheorik keine Leistung. Eher eine Schwächung, eine Emotionalisierung und vielleicht auch ein bißchen Sexyness -Selling (fast alle großen Tageszeitungen haben sich mit den sexies Sportlerfrauen beschäftigt und ganz großartige Fotos von stählernen Muskeln, fester Haut und strahlenden Zähnen gezeigt…sexy Männer habe ich keine ausgestellt gesehen) Und jetzt ne Ver-männlichung. Verdammt eine Frau rennt so schnell wie ein Mann. Und? Who cares? Das zwei Geschlechtersystem? Hilfe Ununterscheidbarkeit? Hilfe dem Sport gehen die Kategorien der Unterscheidung flöten? Macht Ihr deswegen immer diese erotischen Bilder von den Hochspringerinnen? Nein? Ach, so…entschuldige Caster, Du hast ja damit gar nichts zutun.

Das die Medien mit der Tatsache konfrontiert werden, dass das zwei Geschlechtersystem ein gut genährter Mythos ist, haben nur einige verkraftet. Manche mussten kurz hintereinander zwei Artikel veröffentlichen, um das zuerst gesagte, dass da ja ein Mann renne und dass damit schon Betrug sei,…durch einen etwas komplexeren Artikel ersetzen, dass uns die Kriterien über Männlichkeit und Weiblichkeit schon längst abhanden gekommen sind und eine stetige Bemühung im Chromosomensatz, den Gonaden oder der Hormonzusammenstzung doch noch irgendwas eindeutig männliches versus weibliches zu finden sein muss…

Liebe Caster, renn weiter so und vor allem dem Medienrummel davon. Wir von den Simulationen meinen, gut gedopt ist halb gewonnen, egal ob Männlein oder Weiblein.

Hut ab!