Virginie Despentes King Kong Theorie

Nachts um drei ist Zeit für klare Worte. King Kong Theorie von Virginie Despentes. Deutliche Ansagen, kein bisschen langweilig und verdammt wütend. Thriller-Theorie bei der man nicht aufhören kann zu lesen, jemanden anrufen muss, um drüber zu reden, weiterlesen muss und am Ende das ganze noch mal von vorne lesen mag …

King Kong Theorie

„Ich schreibe aus der Ecke der Hässlichen für die Hässlichen, die Alten, die Mannsweiber, die Frigiden, die schlecht Gefickten, die Unfickbaren, die Hysterischen, die Durchgeknallten, kurz, für all die, die auf dem Markt für Fegerscharfe nichts verloren haben. Und genau so rum fange ich an, damit der Fall klar ist: Ich entschuldige mich für nichs und will hier nicht rumjammern. Ich würde mit keiner anderen Frau tauschen wollen, denn Virginie Despentes zu sein scheint mir eine interessante Angelegenheit.
[…]
Denn das Idealbild der weißen Frau – verführerisch, aber nicht nuttig, gut verheiratet, aber nicht an die Wand gedrängt, berufstätig, aber nicht übertrieben erfolgreich, um bloß ihren Kerl nicht plattzumachen, schlank, aber nicht panisch in Sachen Ernährung, stets von undefinierbar jugendlichem Alter, ohne sich dafür von den Schönheitschirurgen entstellen zu lassen, in ihrer Mutterrolle aufgehend, aber nicht nur noch an Babywindeln und Schulaufgaben denkend, eine gute Hausfrau, aber kein klassisches Hausmütterchen, durchaus kultiviert, aber keine ernsthafte Konkurrenz für Männer, diese glückliche weiße Frau, die man uns ständig unter die Nase hält, der wir nach Leibeskräften nacheifern sollen, auch wenn sie sich ohne besonderen Grund zu Tode langweilt, die ist mir sowieso noch nie und nirgends begegnet. Ich glaube fast, die gibt es überhaupt nicht.“ [Virginie Despentes: King Kong Theorie]