Archiv der Kategorie: Allgemein

re.act.feminism

performancekunst der 1960er und 70er jahre heute

klar haben wir den ausflug in die hauptstadt nicht nur darauf beschränkt, den worten von judith butler zu lauschen. unter anderem haben wir uns auch durch die durchweg sehenswerte ausstellung re.act.feminism führen lassen und es sehr bedauert, dass wir nicht die zeit hatten, sie und insbesondere das videoarchiv uns ein zweites mal ungeführt ansehen zu können. naja, auch ein grund mal nach budapest zu reisen.

mein persönliches highlight dieser ausstellung war kate gilmore mit ihrem endlosversuch auf rollschuhen eine art holzrampe mit kreuzigungsanleihen raufzuklettern. eklige blutartige flüssigkeit, die schwallartig runterläuft und rampe und rollschuhträgerin immer mehr einsaut. hat bei mir einen voyeristisches immer-wieder-hinschauen-müssen ausgelöst: aber schaut selbst hier:
kate gilmore | Cake Walk | 2005

What do Woman want?

Was immer man von Studien halten mag, indem man die sexuelle Affinität von Männern und Frauen gegenüber bewegten Bildern testet…diese hier ist ganz spannend. Meredith Chivers, Psychologie Professorin hat ihren Zielgruppen (Männlein, Weiblein, jeweils Hetero, Homo) kopulierende Bonobo Affen und “Alltags”pornografie zwischen verschiedenen sexuellen Orientierungen. Jeder hatte eine Art Joystick in der Hand, um anzugeben, ob das gesehene stimuliere, gleichzeitig wurde der Unterleib mittels Plethysmograph – in Wikipedia wird sie nur auf Penise angewandt – auf Reaktionen gemessen.Während Männer anscheinend zielgerichtet ihr subjektives Verlangen mit dem objektiven Blutstau zusammenfallen liesen, machten Frauen widersprüchliche Angaben.

“During shots of lesbian coupling, heterosexual women reported less excitement than their vaginas indicated”

Mein Freund ist ein Vampir – und Deiner?


Wir sind tatsächlich in Twilight gegangen. Aus Forschungszwecken, aus einer diffusen Affinität zur Nackenbeißerliteratur mit einer Prise schlechtem Gewissen. Schlechtem Gewissen, weil man Spaß haben kann gängige Geschlechterklischees auf ihre Eckzähne zu prüfen, aber doch eigentlich was neues will.

Da der starke Edward mit den gefährlichen Eckzähnen, hier die tollpatschige aber bildschöne Bella, die bereit ist sich für ihren Zukünftigen aufzuheben und selbstverständlich auch unsterblich zu werden. (Auch wenns weh tut, Schmerz als Erfüllung “echter” Weiblichkeit?) Der Sex, den es nicht geben darf, schummelt sich zwischen alle Bilder in denen Bella und Edward nur eine Nasenlänge voneinander entfernt sind. Ein Sex, der immer will, je weniger er darf und dem ganz enge Grenzen gesetzt sind ..Christine Seifert hat eine ganz andere Theorie: Abstinence Porn – weil das Objekt der Begierde das gleiche bleibt…

Examined Life by Astra Taylor

Examined Life by Astra Taylor Cornel West, Avital Ronell, Peter Singer, Kwarne Anthony Appiah, Martha Nussbaum, Michael Hardt, Slavoj Zizek, Judith Butler and Sunaura Taylor: Astra Taylor bringt sie und ihre Philosphie in dem Film Examined Life auf die Strasse. Klingt spannend, dauert nur vermutlich noch bis der mal in einem Münchner Kino zu sehen ist:
“Taylor’s camera follows nine thinkers of various disciplinary extractions — here’s a list — as they walk on the street, ride in the backseat of a car, paddle around the pond in New York’s Central Park, and haul luggage around an international airport. They speak for about 10 minutes each — sometimes in dialogue with Taylor or one another, sometimes in peripatetic soliloquy. […] “Examined Life” is more than an anthology of short lectures by famous talking heads. Taylor’s intelligence as a documentarian extends to both content and form. The film is put together with a subtlety and wit that two minutes of highlights cannot capture. And she has not only scouted interesting or appropriate settings for her subjects (Anthony Appiah discussing cosmopolitanism in an airport, Slavoj Žižek challenging liberal environmentalism in a trash dump) but found common themes and points of implicit conflict among them.”

Als Vorgeschmack gibts hier schon mal den offiziellen Trailer:

Gayatri Chakravorty Spivak in Berlin

Grade lese ich hier, dass Gayatri Spivak im Februar 2009 nach Berlin kommt. Schade, zwischen dem 3. Februar und dem 14. ist es doch zu lange, um in Berlin zu bleiben und München-Berlin zweimal in so kurzer Zeit leider etwas zu teuer für meinen aktuellen Geldbeutel.

Gayatri C. Spivak, Columbia University, kommt im Rahmen der Tagung “Area Studies Revisited. Transregional Studies in Germany”, nach Berlin. 14. Februar 2009, Max-Liebermann Haus Berlin.
Um Anmeldung wird gebeten unter fh@wiko-berlin.de oder 030/89001-267

Spivak, die sich selbst als “praktische marxistisch-feministische Dekonstruktivistin” bezeichnet, ist Professorin an der Columbia University in New York und einflussreiche Vordenkerin des Postkolonialismus. Ihr Aufsatz “Can the Subaltern Speak?” gilt als einer der Gründungstexte der Postcolonial Studies.

Schatz? F*ckst Du mich bitte!

Wenn man bis zum Platzen geil ist und einen Mann haben will, vergisst man leicht, dass das verboten ist. Das heißt, wenn du eine Frau bist”, so leitet sie ein Kapitel ein. Es wird die bittere Abrechnung einer Frau, die ihre Bedürfnisse unterdrücken musste. Bis heute, so Sveland, dürfen Männer sexuell aktiv sein, gelten dabei sogar als Erfolgstypen, Frauen aber nicht – sonst werden sie als “Hure” beschimpft.”

Wie Krokusse aus dem Boden – zahlreiche neue Bücher von weiblichen Autoren springen oder sprangen auf den sexy Zug: Im Februar erscheint jetzt das Buch “Bitterfotze” von der Schwedin Maria Sveland (s.o)

sexitime

Feuchtgebiete und Fleckenteufel

Mädchenrosa und Jungsblau: als ich gestern an einem etwas größerem Buchladen vorbeigelaufen bin, hat mich die strukturelle Überrepräsentation dieser beiden Farben fast umgehauen. Zwei gigantische Buchstapel, die bis auf die Farbe nahezu identisch ausgesehen haben. Der eine altbekannte bestand aus den Feuchtgebieten von Charlotte Roche, der andere auf der hellblauen Variante für Jungs mit dem überaus originellen Titel Fleckenteufel von Heinz Strunk:

feuchtgebiete fleckenteufel

Was soll ich dazu sagen? Klar, zunächst meine Bewunderung an den Rowohlt Verlag und den Autor Heinz Strunk für diese nicht ganz dumme Vermarktungsstrategie. Dass die Buchläden dankbar auf diese Strategie eingehen, sollte auch nicht zu sehr verwundern. Aber stopp mal, es nervt einfach. Zugegeben, ich habe den Fleckenteufel noch nicht gelesen, aber ich gehe mal nicht davon aus, dass es sich nicht um einen jungen Mann mit Sauberkeitswahn und Putzfimmel handelt. Also ich dachte, es ginge Charlotte Roche nicht zuletzt darum, dass es sie nervt, dass von Frauen immer erwartet wird ihre Nicht-Kopfhaare zu entfernen und ihre Feuchtgebiete zu parfümieren. Dass es gesellschaftlich akzeptiert ist, wenn Männer rumbatzen, ist doch nichts neues, oder? Kritisches Potential? In die Tonne treten! Ich werde das ganze bei Gelegenheit mal im Buchladen lesen und mein Geld dann lieber in einen Zizek oder ähnliches investieren.

Wirkmächtige Diskurse und der Hut von Frau Ypsilanti

Keine Frage, das heutige hessische Wahlergebnis ist eine deutliche Niederlage für die SPD. Dass Frau Ypsilanti ihren Hut nehmen musste, während Herr Koch seinen Schlapphut jetzt wieder richtig aufsetzen darf, ärgert mich, auch wenn ich mich sicher nicht als SPD-Anhängerin bezeichnen würde. Nicht der „Wortbruch“, sondern der Diskurs um den „Wortbruch“ Frau Ypsilantis, ist dafür wohl verantwortlich. Dabei gehört der Wortbruch sicher nicht zu den vom Aussterben bedrohten politischen Äußerungen. Aber Wortbruch ist nicht gleich Wortbruch. Wortbrüche sind höchst individuelle Charaktere, die – je nachdem – mehr oder weniger beliebt sind. Der „Wortbruch“ Frau Ypsilantis war wohl besonders beliebt, deshalb nimmt sie jetzt ihren Hut und Hessen muss die nächsten Jahre mit Herrn Kochs Schlapphut leben.