Archiv des Autors: frequenzen

Slavoj Žižek – Liebe dein Symptom wie Dich selbst!

Das ist eine der schönsten Ansichten Ljublijanas. Sieht aus wie in Paris, […] nichts besonderes. Aber Sie irren sich! Dieser Fluss trennt den Balkan von Mitteleuropa. Also Vorsicht! Da drüben Horror und orientalischer Despotismus, Frauen werden geschlagen und vergewaltigt und mögen es. Auf dieser Seite Europa, Zivilisation, Frauen werden geschlagen und vergewaltigt und mögen es nicht.

Slavoj Žižek – Liebe dein Symptom wie Dich selbst! (1/5)

Die Psychoanalyse ist keine philosophische Theorie, sie ist sogar mehr als das, sie ist eine Theorie über das, was die Philosophie verdrängen muss, um als kohärente Theorie bestehen zu können.
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Nebulöses Geschwafel und die gute alte Penetration

Sonja Eismann in der Jungle World über die Wiener Ausstellung “The Porn Identity”

Ob sich da ein Ausflug nach Wien lohnt? Aber es gibt ja noch mehr Gründe nach Wien zu düsen …

“Auch wenn das Bemühen spürbar ist, alternative, queere Pornografie-Entwürfe wie jene des französischen Kollektivs Panik Qulture miteinzubeziehen, bleibt eine Version eines weiblichen, heterosexuellen Begehrens weit­gehend unsichtbar, und auch nicht-normierte (weibliche) Körper sind so gut wie nicht vorhanden.”

“Egal, ob Bioschwanz aus ­echtem Fleisch, Dildo oder Baseballschläger, es gilt in unermüdlicher Serialität: Kolben rein, Kolben raus. Über die Produktionsbedingungen von Pornografie und das »Dahinter« der Bildproduktion ist in dieser scheinbar mit großer Ratlosigkeit kuratierten Schau nichts zu erfahren.”

Den ganzen Artikel gibt es auf der Seite von der Jungle World.

re.act.feminism

performancekunst der 1960er und 70er jahre heute

klar haben wir den ausflug in die hauptstadt nicht nur darauf beschränkt, den worten von judith butler zu lauschen. unter anderem haben wir uns auch durch die durchweg sehenswerte ausstellung re.act.feminism führen lassen und es sehr bedauert, dass wir nicht die zeit hatten, sie und insbesondere das videoarchiv uns ein zweites mal ungeführt ansehen zu können. naja, auch ein grund mal nach budapest zu reisen.

mein persönliches highlight dieser ausstellung war kate gilmore mit ihrem endlosversuch auf rollschuhen eine art holzrampe mit kreuzigungsanleihen raufzuklettern. eklige blutartige flüssigkeit, die schwallartig runterläuft und rampe und rollschuhträgerin immer mehr einsaut. hat bei mir einen voyeristisches immer-wieder-hinschauen-müssen ausgelöst: aber schaut selbst hier:
kate gilmore | Cake Walk | 2005

Examined Life by Astra Taylor

Examined Life by Astra Taylor Cornel West, Avital Ronell, Peter Singer, Kwarne Anthony Appiah, Martha Nussbaum, Michael Hardt, Slavoj Zizek, Judith Butler and Sunaura Taylor: Astra Taylor bringt sie und ihre Philosphie in dem Film Examined Life auf die Strasse. Klingt spannend, dauert nur vermutlich noch bis der mal in einem Münchner Kino zu sehen ist:
“Taylor’s camera follows nine thinkers of various disciplinary extractions — here’s a list — as they walk on the street, ride in the backseat of a car, paddle around the pond in New York’s Central Park, and haul luggage around an international airport. They speak for about 10 minutes each — sometimes in dialogue with Taylor or one another, sometimes in peripatetic soliloquy. […] “Examined Life” is more than an anthology of short lectures by famous talking heads. Taylor’s intelligence as a documentarian extends to both content and form. The film is put together with a subtlety and wit that two minutes of highlights cannot capture. And she has not only scouted interesting or appropriate settings for her subjects (Anthony Appiah discussing cosmopolitanism in an airport, Slavoj Žižek challenging liberal environmentalism in a trash dump) but found common themes and points of implicit conflict among them.”

Als Vorgeschmack gibts hier schon mal den offiziellen Trailer:

Gayatri Chakravorty Spivak in Berlin

Grade lese ich hier, dass Gayatri Spivak im Februar 2009 nach Berlin kommt. Schade, zwischen dem 3. Februar und dem 14. ist es doch zu lange, um in Berlin zu bleiben und München-Berlin zweimal in so kurzer Zeit leider etwas zu teuer für meinen aktuellen Geldbeutel.

Gayatri C. Spivak, Columbia University, kommt im Rahmen der Tagung “Area Studies Revisited. Transregional Studies in Germany”, nach Berlin. 14. Februar 2009, Max-Liebermann Haus Berlin.
Um Anmeldung wird gebeten unter fh@wiko-berlin.de oder 030/89001-267

Spivak, die sich selbst als “praktische marxistisch-feministische Dekonstruktivistin” bezeichnet, ist Professorin an der Columbia University in New York und einflussreiche Vordenkerin des Postkolonialismus. Ihr Aufsatz “Can the Subaltern Speak?” gilt als einer der Gründungstexte der Postcolonial Studies.

Feuchtgebiete und Fleckenteufel

Mädchenrosa und Jungsblau: als ich gestern an einem etwas größerem Buchladen vorbeigelaufen bin, hat mich die strukturelle Überrepräsentation dieser beiden Farben fast umgehauen. Zwei gigantische Buchstapel, die bis auf die Farbe nahezu identisch ausgesehen haben. Der eine altbekannte bestand aus den Feuchtgebieten von Charlotte Roche, der andere auf der hellblauen Variante für Jungs mit dem überaus originellen Titel Fleckenteufel von Heinz Strunk:

feuchtgebiete fleckenteufel

Was soll ich dazu sagen? Klar, zunächst meine Bewunderung an den Rowohlt Verlag und den Autor Heinz Strunk für diese nicht ganz dumme Vermarktungsstrategie. Dass die Buchläden dankbar auf diese Strategie eingehen, sollte auch nicht zu sehr verwundern. Aber stopp mal, es nervt einfach. Zugegeben, ich habe den Fleckenteufel noch nicht gelesen, aber ich gehe mal nicht davon aus, dass es sich nicht um einen jungen Mann mit Sauberkeitswahn und Putzfimmel handelt. Also ich dachte, es ginge Charlotte Roche nicht zuletzt darum, dass es sie nervt, dass von Frauen immer erwartet wird ihre Nicht-Kopfhaare zu entfernen und ihre Feuchtgebiete zu parfümieren. Dass es gesellschaftlich akzeptiert ist, wenn Männer rumbatzen, ist doch nichts neues, oder? Kritisches Potential? In die Tonne treten! Ich werde das ganze bei Gelegenheit mal im Buchladen lesen und mein Geld dann lieber in einen Zizek oder ähnliches investieren.

Wirkmächtige Diskurse und der Hut von Frau Ypsilanti

Keine Frage, das heutige hessische Wahlergebnis ist eine deutliche Niederlage für die SPD. Dass Frau Ypsilanti ihren Hut nehmen musste, während Herr Koch seinen Schlapphut jetzt wieder richtig aufsetzen darf, ärgert mich, auch wenn ich mich sicher nicht als SPD-Anhängerin bezeichnen würde. Nicht der „Wortbruch“, sondern der Diskurs um den „Wortbruch“ Frau Ypsilantis, ist dafür wohl verantwortlich. Dabei gehört der Wortbruch sicher nicht zu den vom Aussterben bedrohten politischen Äußerungen. Aber Wortbruch ist nicht gleich Wortbruch. Wortbrüche sind höchst individuelle Charaktere, die – je nachdem – mehr oder weniger beliebt sind. Der „Wortbruch“ Frau Ypsilantis war wohl besonders beliebt, deshalb nimmt sie jetzt ihren Hut und Hessen muss die nächsten Jahre mit Herrn Kochs Schlapphut leben.

nationaler feminismus? rechtsextreme feministinnen?

Was ist das denn? Frauen, die sich in der Rechtsextremen Szene tummeln, beschränken sich doch als “dumme Hausweibchen” auf das bewundern und bekochen ihrer hart prügelnden Kameraden?
So wie Palitücher und Che Guevara schon einige Zeit nicht mehr ausschließlich linke Aushängeschilder oder popkulturelle Accessoires sind, sondern auch in der rechtsextremen und neonazistischen Szene als Deko verwendet werden, bedient sich die (weibliche) rechtsextreme Szene inzwischen auch im feministischen Baukasten. Mit der Rattenfänger-Theorie hat das meines Erachtens weniger zu tun.
Das jungfeministische Buch “Neue deutsche Mädchen” hat mit diesen Deutschen Deerns zwar auch nichts zu tun, der Titel des Buches ist trotzdem daneben.

Artikel in der Jungle World über Rechtsextremismus und Feminismus
Düütsche Deerns, wir kriegen euch! Nach Che Guevara und den Palästinenser­tüchern haben Rechtsextreme auch den Feminismus für sich entdeckt | Flora Eder

Oder zum anhören,
eingefangen von Judith Albrechzt | Radio Corax Halle | 19.08.2008
[audio:http://simulanten.blogsport.de/images/rechtsextremefeministinnen_01.mp3]
Quelle

Judith Butler im Portrait

Warum wird dieses Portrait von Judith Butler (das 2006 auf Arte gesendet wurde) nicht mal wieder ausgestrahlt? Zum Glück sind wir nicht zum warten und hoffen verdammt, sondern können uns das auch online anschauen. Sehr sehenswert und sehr verständlich: die meiste Zeit Englisch mit französischen Untertiteln. Und zwischendrin gibt es eine kurze wunderbare Stelle in der sich Judith Butler und Isabell Lorey auf deutsch unterhalten. Ich würde sagen, viel Vergnügen!

Teil 1

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Happy Queering Mister President!

Dass der Spiegel keine Vorkämpferin in Sachen Feminismus ist, ist nun wirklich keine Neuigkeit. Vermutlich waren es also keine queeren Träumereien, die den Spiegel dazu veranlasst haben Michelle Obama als Barack Obamas besten Mann zu bezeichnen, sondern öder alteingesessener sexistischer Sprachgebrauch. Kann ich mich aber auch nicht wirklich drüber aufregen. Spiegel nicht lesen, klar, aber nicht unbedingt aus Protest, sondern aus Langeweile.